Vanderbilt, MacDonald, und Thomas am Ormond-Daytona Strand, 17. Februar 1905.Bild: Wikimedia.org

Schon bald nachdem das Automobil erfunden wurde, bekam Ormond Beach in Florida den Beinamen "Birthplace of Speed". Die ersten Autofahrer waren stets auf der Suche nach ebenem, festem Untergrund, der gut befahrbar war. Man hatte ja noch keine befestigten Straßen, sondern nur holprige Trampelpfade und Fahrspuren von Pferdekutschen. Und die waren nicht besonders gut für die Autos geeignet.

Im Jahr 1902 schickte der pensionierte Geschäftsmann J.F. Hathaway Fotos vom Strand mit einer Story, in der er den festen Sand als die ideale Rennstrecke für Autos anpries, an die führenden amerikanischen Autozeitschriften. Der Journalist William J. Morgan, der für Automagazine arbeitete, reiste daraufhin im Februar 1903 nach Ormond, wo er sich mit den Managern des Hotels Ormond, John Anderson und Joseph Price traf. Man kam zu dem Schluss, dass ein Autorennen eine ausgezeichnete Werbung für den Ort und das Hotel sei und brachte den Plan dann auch sehr zügig auf den Weg. Die eilig gegründete Daytona and Seabreeze Automobile Association sollte bei der Organisation des Events zur Seite stehen.

Da man nicht viel Vorlaufzeit hatte, war die Resonanz nicht besonders groß. Man startete dennoch am 26. März 1903 die ersten Versuche mit Geschwindigkeitsmessung. Teilnehmer waren u.a. Alexander Winton mit seinem Bullet #1 und H.T. Thomas, der den von Ransom E. Olds, dem Gründer der amerikanischen Autofirma Oldsmobile, gebauten Pirate fuhr. An diesem Tag fuhren die beiden in unterschiedlichen Klassen, aber zwei Tage später trafen sie im Ormond Challenge Cup aufeinander.

Das Rennen war sehr spannend und am Ende gewann Winton mit Bullet #1 nur knapp vor H.T. Thomas mit zwei hundertstel Sekunden Vorsprung. Alle Beteiligten waren begeistert und waren sich einig, dass der Sandstrand von Ormond und Daytona der perfekte Ort für die Autorennen war. Ormond Beach erhielt damit den Beinamen "Birthplace of Speed".

Die Rekorde, die hier in den folgenden acht Jahren aufgestellt wurden, ließen auch in Europa aufhorchen. Außer Teilnehmern aus den USA kamen Rennfahrer aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien nach Ormond, um sich mit ihren mit Benzin, Dampf oder elektrischem Strom angetriebenen Autos und Motorrädern zu messen.

Die neu gegründete Florida East Coast Automobile Association errichtete an der Zufahrt der Silver Beach Ave. zum Strand ein Clubhaus. Von dort starteten die Rennen in nördlicher Richtung. Die Strecke wurde später erweitert und reichte bis zum Ponce Inlet und zurück nach Ormond.

Henry Flagler, der Eigentümer des Ormond Hotels, erbaute 1904 am East Granada Boulevard die Ormond Garage, in der die Rennwagen untergestellt waren, die an den Rennen teilnahmen. Auch die Fahrer und Mechaniker waren in der Ormond Garage untergebracht. Hier war der Ort, an dem einige der berühmtesten Autos, die Renngeschichte geschrieben und Weltrekorde gefahren hatten, für die Rennen vorbereitet, getestet und gewartet wurden.

Es war eine Tragödie, als an jenem Mittwochnachmittag, des 7. Januar 1976 die Ormond Garage bis auf die Grundmauern abbrannte. Mit dem Gebäude gingen nicht nur etliche wertvolle Rennwagen, die als Museumsstücke dort ausgestellt waren, in Flammen auf. Ormond Beach hat damit auch einen geschichtsträchtigen Ort und ein Wahrzeichen der amerikanischen Automobilgeschichte verloren. Heute steht dort das Gebäude einer Bank. Nur eine Gedenktafel vor dem Gebäude erinnert noch an die Ormond Garage.

Die Motor Racing Heritage Association hat Spendengelder gesammelt, um eine Replica der Ormond Garage zu errichten. Sie wurde am 28. März 2013 im Birthplace of Speed Park eingeweiht. Man kann dort Nachbildungen von Bullet #1 und Pirate sehen. Der Birthplace of Speed Park befindet sich am Granada Boulevard (S.R. 40) direkt am Strand.

Die spannenden Rennen am Strand

Die Rennen begannen 1902. Aber so richtig berühmt wurde Ormond Beach im Jahr 1903, als Winton mit seinem Bullet #1 den Challenge Cup gegen und H.T. Thomas mit Pirat mit 2 hundertstel Sekunden Vorsprung gewann. In diesem Jahr wurden amerikanische Rekorde gefahren. Und die Welt horchte auf.

Im folgenden Jahr gab es während der 1904 Speed Tournaments Weltrekorde. Glenn H. Curtiss erreichte mit seinem Zweizylinder Motorrad 67,36 mph (108,4 km/h). Dieser Weltrekord hielt ganze 7 Jahre. "Auch wenn die Veranstaltung schlecht organisiert war", schrieb Dick Punnett in seinem Buch Racing on the Rim, "war sie ein voller Erfolg."

Es war einfach unglaublich! Innerhalb von 30 Minuten wurde der Flying Mile Weltrekord dreimal von drei verschiedenen Fahrern gebrochen. Der bestehende Rekord von 92,31 mph (148,56 km/h) wurde von Louis Ross in seinem mit Dampf angetriebenen Rennwagen, dem berühmten Wogglebug, mit 94,73 mph (152,45 km/h) gebrochen. Fünf Minuten später fiel auch dieser Rekord: Arthur Macdonald erreichte mit seinem Napier 104,65 mph (168,42 km/h). H. L. Bowden fuhr mit seinem Mercedes 109,76 mph (176,64 km/h). Dieser Rekord wurde jedoch später für ungültig erklärt. Das Fahrzeug hatte das von dem Automobile Club de France festgelegten Gewichtslimit von 1.000 kg überschritten.

Der Grundstein für den am längsten unangefochtenen Geschwindigkeitsrekord wurde bereits 1897 gelegt, als die Zwillingsbrüder Francis E. Stanley und Freelan O. Stanley aus Massachusetts ihr erstes dampfgetriebenes Automobil bauten. Um die Jahrhundertwende verkaufte sich das Stanley-Locomobile besser als Fahrzeuge mit Benzinmotor. Und die Stanley Brüder waren stets bemüht, die Geschwindigkeit und Strapazierfähigkeit ihrer Autos öffentlich zu demonstrieren.

Durch ihre beeindruckenden Siege angespornt machte sich Francis Ende 1905 daran, die Stanley Rocket zusammenzubauen. Was dabei herauskam, war ein Fahrzeug, das die anderen in puncto Aerodynamik weit in den Schatten stellte. Bereits im Januar 1906 wurde es nach Ormond Beach gebracht, um an dem jährlichen Geschwindigkeitsturnier teilzunehmen. Am 26. Januar 1906 wurde der Rocket Racer von dem wagehalsigen Fred Marriott gefahren. Er erreichte unglaubliche 127,659 mph (205,45 km/h) und verhalf damit auch Ormond Beach zu seinem berühmtesten Geschwindigkeitsrekord, der über Jahre hinweg Bestand hatte. Er wurde erst 1910 von Barney Oldfield mit seinem Blitzen Benz um 4 mph überschritten.

Die Rennen wurden 1911 nach Indianapolis verlegt.

Als Bill France 1935 von Washington D.C. nach Daytona Beach kam, organisierte schon bald Rennen auf abgesperrtem Gelände. 1938 veranstaltete er ein Rennen am Strand. Daraus ging dann später NASCAR hervor und Daytona Beach übernahm jetzt die Veranstaltungen, die vom Nachbarn im Norden begonnen wurden. Heute wird sogar Indianapolis von Daytona Beach in den Schatten gestellt. Und darauf ist man in Daytona sehr stolz. Und Ormond ist stolz darauf, das Vermächtnis als "Birthplace of Speed" zu besitzen. Und in Ormond Beach wird seit der Hundertjahrfeier von 2003 jährlich am thanksgiving Wochenende eine Antique Car Show und eine nächtliche Gaslight Parade veranstaltet.

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